Warum wir keine Erweckung brauchen, sondern eine neue Reformation.

Stärkung für den Weg

„Aber das „noch einmal“ deutet die Verwandlung der Dinge an, die als geschaffene erschüttert werden, damit die unerschütterlichen bleiben.“

Hebr. 12,27

Die Erweckungen der vergangenen Jahrhunderte waren gut und notwendig, denn mit ihr einher ging nicht nur die Bekehrung von Menschen im großen Stil, sondern auch ein neues Erwachen der vielen eingeschlafenen Christen. Das Feuer des Geistes Gottes wurde in den Kirchen und Gemeinden damit immer wieder neu angefacht, das war auch notwendig. Gott schenkte es in Seiner Barmherzigkeit. Die Christen taten Buße wegen ihrer Lauheit und bekehrten sich neu zum Herrn. Aus der Erneuerung entstanden neue Bewegungen, die dem Gemeindeleben großen Aufschwung gaben.

Die bestehenden Gemeinden waren aber in der Regel nicht in der Lage, das neue Leben und die neuen Wege auf Dauer zu integrieren. Deshalb spalteten sich die erneuerten Teile meist ab und aus den guten Erweckungsbewegungen entstanden dann doch wieder neue Denominationen, mit einer eigenen Ausprägung. So war es bei der Heiligungs- Brüder- Tauf- Pfingstbewegung und bei vielen anderen. Die Erweckungen erneuerten viele Gläubige in ihrem geistlichen Leben, aber sie konnten das Grundübel, die Struktur der Gemeinde, nicht erneuen. Diese blieb so, wie sie war und die neuen Gemeinden kehrten nach ihrer Konsolidierung wieder zurück zu dem alten, unbiblischen Muster der „postkonstantinischen Kirche“ (Institution, Kirchenrecht, Hierarchie, Priesteramt, Theologische Ausbildung etc.).

Die Reformation, die mit Martin Luther ihren Höhepunkt erreichte, brachte auch eine Erneuerung und Erweckung für die Christen. Viele erwachten aus einer religiösen Starre und fanden zum echten Glaubensleben, wie es der Römerbrief lehrt. Die Gläubigen konnten sich zunächst frei im Glauben entwickeln und hatten sogar das Wort Gottes zur Hilfe, das mehr als tausend Jahre verschlossen war. Was für ein Segen und welch ein Erwachen für Millionen von Menschen, wie wunderbar. Insgesamt gesehen, „unter dem Strich“, brachte die Reformation Luthers aber in erster Linie eine fundamentale Erneuerung der Gesellschaftsstruktur des damaligen Europas. Die Vorherrschaft der katholischen Kirche wurde gebrochen, ihre Hierarchien und Denkmuster, welche die Gesellschaft dominierten, wurden herabgestoßen und mussten für eine neue Gesellschaftsform im Ansatz Platz machen. Die Erfindung des Buchdrucks und der Einfluss einer neuen Gelehrsamkeit standen der erstarkenden Reformation als externe Kräfte hilfreich zur Seite. Wir können wirklich froh darüber sein, denn dadurch wurde der Weg für die heutige, westliche Demokratie bereitet. Nicht auszudenken, was gewesen wäre, wenn sie nicht stattgefunden hätte.

Doch die Gemeinde Jesu wurde weder durch die Reformation im 15. Jahrhundert noch durch die nachfolgenden Erweckungsbewegungen in ihrer Struktur erneuert. Nahezu alle reformatorischen Kirchen, Gemeinden und auch die neuen freien Gemeinden von heute sind nach bestimmter Zeit wieder in das alte Muster der postkonstantinischen Kirche zurückgefallen. Dieses Dilemma führte heute dazu, dass immer mehr gläubige Christen im Land sich von ihrer Kirche oder Gemeinde ab- wenden, nicht weil sie den Glauben verloren haben, sonden, weil sie ihren Glauben nicht verlieren wollen. Der Auszug der Kinder Gottes aus den institutionellen Kirchen und Gemeinden ist voll im Gange – er hat schon im letzten Jahrzehnt begonnen, und er wird immer stärker. Es sind mittlerweile Viele, die im ganzen Land unterwegs sind, auf der Suche nach einer anderen Gemeinde. Die neue Gemeinde, die sie suchen, ist letztlich die alte des 1. Jahrhunderts, mit ihrer Frische und ihrer ersten Liebe. In der Luft liegt ein angenehmer Geruch von Reformation, ähnlich, wie es vor ca. 500 Jahren war.

Reformation heißt „Erneuerung, Wiederherstellung“. Es geht darum, daß die Gemeinde so, wie Gott sie sich nach dem Pfingstfest in Jerusalem gedacht hat, erneuert und wiederhergestellt wird. Und das entsprechend unserer sozio- kulturellen Eigenart, in großer Vielfalt und Ausprägung, aber immer mit den ursprünglichen Werten des Leibes Jesu, nämlich in tiefer Liebesgemeinschaft zueinander, in radikaler Jüngerschaft und getragen von einer apostolischen Leidenschaft für das Reich Gottes. Diese neue Reformation (2.0) wird die bestehenden institutionellen Kirchen und Gemeinden erschüttern, und diese Erschütterung muss kommen, damit nur das bestehen bleibt, was vor Gott Bestand haben kann (Hebr. 12,26-28). Danach wird die Gemeinde Jesu in seiner Grundstruktur erneuert, bzw. wiederhergestellt. Die Dienste, wie Paulus sie in Eph.4,11 erwähnt, werden dann die Heiligen voll zum Dienst zurüsten können, weil ein Hunger da sein wird, nicht nach gefühlsmäßiger Erweckung und Strohfeuer- Begeisterung, sondern nach grundlegender Umkehr und Erneuerung des Denkens und des gesamten Lebensstils. Dazu werden die Heiligen ihr gesamtes Leben dem Reich Gottes zur Verfügung stellen und zu Kämpfer werden in der großen Armee Gottes in dieser Welt. Sie werden bereit sein, den Preis zu zahlen und wenn es sein muss auch dem Mätyrertod ins Auge blicken, weil sie wissen, wohin sie gehören und wohin sie gehen.

Bei dieser Reformation möchte ich dabei sein und ich bereite mich darauf vor, daß sie kommt, bevor Jesus zurückkehrt. In ein paar Tagen gedenken viele Christen an den Reformationstag und halten ihn für einen Tag der Erinnerung an das große Ereignis der Reformation durch Martin Luther. Dieser Tag ist aber vergangen, er war gut vor 500 Jahren, aber heute kann er uns kein frisches Leben des Geistes geben. Wir brauchen heute und jetzt eine neue Reformation, dringender denn je und es scheint mir angebrachter zu sein, am 31. Oktober auf die Knie zu gehen, um für diese Reformation 2.0 zu beten. Wir benötigen sie, denn die Braut Jesu muss zugerüstet und geschmückt werden, damit sie auf die Wiederkunft des Bräutigams richtig vorbereitet ist.

Richard Schutty

 

(Die Bibelstellen sind der Rev. Elberf. Übers. Entnommen.)

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