Der Stein der Bauleute

Stärkung für den Weg

„Zu ihm kommend als zu einem lebendigen Stein, von Menschen zwar verworfen, bei Gott aber auserwählt, kostbar, laßt euch auch selbst als lebendige Steine aufbauen, als ein geistliches Haus, ein heiliges Priestertum, um geistliche Schlachtopfer darzubringen, Gott wohlannehmbar durch Jesus Christus“.

(1.Petr.2,4-5)

Jesus Christus ist der erste lebendige Stein und jeder Nachfolger Jesu ist ein lebendiger Stein im Hause Gottes. Diese Symbolik in der Bibel hilft uns, wichtige geistliche Zusammenhänge besser zu verstehen.

Jesus Christus der Grundstein
„Darum, so spricht der Herr, HERR: Siehe, ich lege in Zion einen Grundstein, einen bewährten Stein, einen kostbaren Eckstein, felsenfest gegründet. Wer glaubt, wird nicht ängstlich eilen“. (Jes.28,16).
Bevor Jesus auf die Erde kam und den Menschen die Gnade und die Vergebung der Sünden brachte, war das Zentrum der Religosität der Menschen der aus anorganischen Steinen gebaute Tempel. Mit dem Tod und der Auferstehung Jesu veränderte sich das grunglegend – der Tempel Gottes war jetzt die Gemeinde der Erlösten, bei der jeder Gläubige ein lebendiger (organischer) Stein ist. Den Grundstein für diesen neutestamentlichen Tempel legte Gott selbst, Er verwendete dafür seinen eigenen Sohn Jesus Christus. Er war der erste lebendige Stein, der Grundstein des neuen Tempels. Als das Fundament ist er der Fels, auf dem die Gemeinde steht. Paulus sagte in 1.Kor.10,4 daß das Volk Israel in der Wüste diesen Felsen schon bei sich hatte.
Als Jesus sich mit Simon über dessen Identität unterhielt, sagte er: „Glückselig bist du, Simon, Bar Jona … Du bist (jetzt) Petrus …“. Das griechische Wort „petros“ (aramäisch „kephas“) bedeutet „Felsenstein“. Petrus hatte von Gott die Offenbarung erhalten, daß Jesus der Gesalbte Gottes ist. Diese Tatsache wurde zur Grundlage für sein neues Leben. Er war nicht mehr schwach und menschlich wie ein Schilf im Wind hin und her getrieben, sondern stabil, wie ein Felsenstein, brauchbar für den Bau des geistlichen Tempels. Wenn Jesus dann weiter sagt: „und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen und des Hades Pforten werden sie nicht überwinden“ (Mt. 16,17- 18), dann bezog er das auf sich sich selbst, und auf die Offenbarung über ihn. Das griechische Wort für Felsen ist „petra“, das Wort für Felsenstein ist „petros“ (Petrus).
In seinem ersten Brief denkt Petrus an diese Begebenheit und sagt zu den Gläubigen: „Zu ihm kommend als zu einem lebendigen Stein, von Menschen zwar verworfen, bei Gott aber auserwählt, kostbar, laßt euch auch selbst als lebendige Steine aufbauen, als ein geistliches Haus“. Gott legte in Jesus und durch Seine Erlösung, einen Grundstein, ein Fundament, für seine weltweite Gemeinde (Mt.7, 25; 1.Kor. 3,11). Jesus selbst baut seit dem seine Gemeinde mit lebendigen Steinen, mit Menschen, die wie Petrus durch die Offenbarung des Vaters eine neue Identität erhalten haben (2.Kor.5,17). Leider wird das heute in vielen Gemeinden vernachlässigt. Es ist einfacher, Entschiedene in einem Kirchenhaus zu versammeln, als daß echte Bekehrte als lebendige Steine in den geistlichen Tempel eingebaut werden.
Einen ersten prophetischen Hinweis für das geistliche Haus Gottes finden wir schon in der Geschichte des Jakob, auf dem Weg zu seinem Onkel Laban. Als es Nacht wurde, legte er sich unter freiem Himmel zum Schlafen und nahm einen Stein als Kopfunterlage. Nachts sah er im Traum den Himmel geöffnet und Engel auf einer Leiter herauf- und herabsteigen. Tief beeindruckt vom Reden Gottes salbte er am nächsten Morgen diesen Stein mit Öl und gab dem Ort den Namen „Bethel“, das heißt Haus Gottes.
Aus dem Stammvater Jakob ging das Volk Israel mit 12 Stämmen hervor. Mehrere hundert Jahre später durchschritten diese den geteilten Jordan und betraten das verheißene Land; im Flußbett und am Ufer errichteten sie einen Altar aus 12 Steinen. Im neuen Testament wählte Jesus 12 Jünger, die durch die geistliche Erneuerung zum Fundament für das neutestamentliche Haus Gottes wurden.

Jesus Christus der Eckstein
„Denn es ist in der Schrift enthalten: Siehe, ich lege in Zion einen auserwählten, kostbaren Eckstein; und wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden“ (Jes.28,16-17; 1.Petr.2,6).
Eine lokale Gemeinde entsteht, wenn sich Menschen um den Grundstein Jesus zusammenfinden. In der frühen Gemeindegeschichte wurden die hellenistischen Christen aus der Gemeinde in Jerusalem durch die erste Verfolgung zerstreut. Wo diese einfachen Gläubigen auch hinkamen, da verkündeten sie das Evangelium. Wenn sich dann an verschiedenen Plätzen je zwei, drei oder mehr Menschen im Glauben an Jesus versammelten, dann entstanden kleine neue Gemeinden, so in Antiochien und an anderen Orten. Später benutzte Gott Apostel und Propheten, denen Er eine besondere Vollmacht und Begabung für den Dienst gegeben hatte (Eph.2,20). So, oder so, im wesentlichen enstanden die neuen Gemeinden in drei Dimensionen: Sie waren von Gott gesandt, sie brachten den Menschen das Evangelium, sie versammeln die Bekehrten und richteten sie auf Gott aus. Der wichtigste und erste Stein, der Grundstein, war immer Jesus, an Ihm legte Gott, wie bei einem Eckstein, neue Steine an. Jesu sagte: „Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte“ (Mt. 18,20).
Bei Natursteinmauern wird der Eckstein gewöhnlich als besonderer Stein in die Mauerecken eingebaut. Auch der jüdische Tempel bestand aus solchen Natursteinmauern. Neben der gestalterischen Funktion, bei der eine Gedenkschrift eingefügt wird, hat der Eckstein auch eine tragende Funktion. Er stabilisiert durch sein größeres Gewicht die Natursteinmauer.

Jesus Christus der Prüfstein
„Darum, so spricht der Herr, HERR: Siehe, ich lege in Zion einen Grundstein, einen bewährten Stein, einen kostbaren Eckstein, felsenfest gegründet. Wer glaubt, wird nicht ängstlich eilen (fliehen oder zuschanden werden). Und ich werde das Recht zur Richtschnur machen und die Gerechtigkeit zur Waage. Hagel wird die Zuflucht der Lüge hinwegfegen, und die Wasser werden das Versteck wegschwemmen“ (Jes.28,16-17; Mt. 7,25).
Der „bewährte Stein“ ist in der hebräischen Wortbedeutung der „Prüfstein“. Das ist ein besonders harter Stein, meist ein Schieferstein, der vom Juwelier und Goldschmied verwendet wird, um die Qualität von Edelmetallen zu testen. Der Stein muss ausreichend hart sein, damit ein wenig des zu überprüfenden Metalls abgeschliffen und geprüft werden kann. Als „Probierstein“ ist er geeignet, um bei Strichproben den Reinheitsgrad festzustellen. Das erinnert mich an Maleachi 3, 3, wo Gott sagt: „Ich werde die Söhne Levi wie Silber und Gold schmelzen und reinigen“. Die Christusgläubigen haben die hohe Berufung zum „königlichen Priestertum“ (1.Petr.2,9), deshalb ist es Gott wichtig, daß sie als Diener geprüft, gereinigt und geheiligt werden, um als stabile Steine in den Tempel eingesetzt zu werden. In einer altdeutschen Redewendung sagte man dazu: „auf den Prüfstein bringen“. Gemeint ist eine exakte Untersuchung, bei der bestimmte Annahmen bestätigt oder verworfen werden. In Grimmelshausen „Simplicissimus“ wird der Prüfstein so definiert: „dannenhero halten wir die welt vor einen probierstein gottes, auf welcher der allmächtige die menschen, gleichwie sonst ein reicher mann das gold oder silber probiert“.
Der Prüfstein ist auch der „Stein mit den sieben Augen Gottes“, den Sacharja in einem Nachtgesicht sah. Er wird dem Hohepriester Joschua vorgelegt, auf ihm ist eine Gravur, die garantiert, dass die Schuld an einem Tag entfernt wird (Sach. 3,9). Es ist der Tag, an dem Jesus Christus für uns gestorben war. Im Zusammenhang mit Serubbabel wird der Stein im nächsten Kapitel „Stein des Senkbleis“ genannt. Die „sieben Augen Gottes“ sind bei ihm und „schweifen auf der ganzen Erde umher“ (Sach. 4,10). Sie suchen nach denen, dessen Herz ungeteilt auf Ihn ausgerichtet ist (2. Chr. 16,9). Gott legt ein Senklot an unsere Person an – alles was krumm ist muss abgebrochen und gerade gebaut werden (Amos 7,7-8). Es geht Ihm um unsere Heiligung und Veränderung, die wir nur durch Christus den „Prüfstein“ erfahren können.

Jesus Christus der Schlussstein
In der Offenbarung wird Jesus vorgestellt mit „Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende (Offb. 21,6)“. So wie Jesus der erste Stein beim Bau des Temples ist, so ist er auch der letzte, mit dem der Bau abgeschlossen und zusammengehalten wird, wenn er wiederkommt. In Sach 4,7-10 ist er beim Tempelbau der Grundstein und auch der Schlussstein in den Händen Serubbabels. Beim Bau von Kathedralen hat der Schlusstein eine wichtige Rolle. Er sitzt genau in der Mitte der Hauptverstrebungen und hält das Gewölbe. Erst wenn er eingesetzt ist, wird die Konstruktion selbsttragend, und das Gerüst kann entfernt werden. Aufgrund seiner besonderen Bedeutung und seiner zentralen Position wurde der Schlussstein von Bögen häufig bauplastisch verziert. In Sacharja 3 u. 4 wird dieser besondere Stein, wie der Grundstein auch, mit einer Gravur versehen, die verbürgen soll, daß Gott die Schuld des Volkes an einem Tag wegnehmen wird. Dieser einzigartige Stein ist Jesus, Er starb für die Sünde Aller. Am Schluss der Heilsgeschichte wird auch der Überrest des Volk Israel dieses Heil erleben und mit allen anderen Gläubigen vereint das Haus Gottes bilden (Eph.2,14-15). Durch Jesus als Grundstein und als Schlussstein wird der ganze geistliche Tempel Gottes zusammengehalten.

Jesus Christus der Stein des Anstoßes
„Siehe, ich lege in Zion einen Stein des Anstoßes und einen Fels des Ärgernisses, und wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden“ (Röm 9,33).
Jesus war in der Vergangenheit ein Stein des Anstoßes für die religiöse Elite der Juden und auch für die selbstherrliche, hellenistische und römische Welt der damaligen Zeit. Paulus sagte, daß er Christus als gekreuzigt predigt, was die Juden als Ärgernis empfanden und die Nationen als Torheit (1.Kor 1,23). Sie stolperten über den gekreuzigten Jesus und kamen zu Fall. Zuletzt konnte auch das starke römische Reich, den Nachfolgern Jesu nicht standhalten und musste fallen. Gott hat kein Gefallen an Religosität, menschlicher Weisheit und Stärke, Er sucht das Schwache und Einfache im Geist. Das hat sich bis heute nicht geändert, Jesus war und ist der Stein des Anstoßes, den die Bauleute verworfen haben. (Apg. 4,11/ Ps. 118,22). Wer sich heute nicht scheut das Evangelium zu verkünden und Jesus Christus als einzigen Weg zu Gott, wird erfahren, wie sich die Leute daran stoßen und ärgern. Leider ist die Verkündigung in den Gemeinden und Kirchen zu sehr dem Zeitgeist angepasst, um nicht Anstoß zu erregen. Sie fürchten die Menschen mehr als Gott und vertreten ihren Glauben so, daß er nicht zum Ärgernis wird, entschärft und angepasst. Dazu gehört besonders das weltökumensiche Gedankengut, die Allversöhnungslehre und die Gleichschaltung mit dem Mainstream der Gesellschaft. Wer sich in der Wahrheit des Wortes Gottes dagegen stellt, wird mit Jesus verworfen. Aber der verworfene Stein wird zum Eckstein für das Haus Gottes, für alle die an Ihn glauben (Apg. 4,11-12).
Am Ende wird der von der Welt verworfene Stein nicht nur zum Anstoß werden, sondern auch zum endgültigen Fall der Weltreiche führen. Als Daniel Nebukadnezars Traum von der Statue deutet, spricht er davon, daß „ein Stein losbrach, nicht durch Hände, und das Bild an seinen Füßen aus Eisen und Ton traf und sie zermalmte“ (Dan. 2,34-35). Dieser Stein ist Jesus Christus, durch den das Reich Gottes auf der Erde begann und am Ende wiederkommt und die ganze Erde erfüllen wird. Halleluja.

Richard Schutty

(Die Bibelstellen sind der Rev. Elberf. Übers. Entnommen.)

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