Texte zur Reformation 2.0: Babylon Teil 2

Das Babylon unter Nebukadenezar, war auch das Instrument Gottes, um sein Volk zu züchtigen. Weil die Juden 490 Jahre lang die Sabbate nicht gehalten hatten, mussten sie 70 Jahre ins Exil. Das Land sollte ausruhen und seine gestohlenen 70 Sabbate zurückbekommen (2. Chr. 36,21). Um das möglich zu machen, musste das Volk ins Exil nach Babylon. Die Einhaltung des Sabbatjahres war ein göttliches Gebot, welches in der Tora beschrieben ist. Es ist das letzte Jahr in einer Reihe von sieben Jahren, in dem die Äcker und Weinberge brachliegen sollen und Schuldforderungen an Mitmenschen nicht eingefordert werden dürfen. Das hebräische Wort šabat bedeutet „inne halten“. Auch für das Volk Gottes von heute gilt, im übertragenen Sinn, das Sabbatgebot. Was wir nicht aus der Sabbatsruhe des Glaubens tun, wird früher oder später Schaden verursachen. Werke, die aus eigener Kraft und Überzeugung kommen, stehen konträr zu den Glaubenswerken, die aus dem Geist kommen. Wir sind immer dazu berufen, das zu tun, was Gott schon für uns vorbereitet hat. So lesen wir in Eph. 2,10:  „Denn wir sind sein Gebilde, in Christus Jesus geschaffen zu guten Werken, die Gott vorherbereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen.  Christen, die nicht aus dem Sabbat leben sind oft  leistungs-orientiert und werkgerecht. Sie stehen in der Gefahr, durch ihre eigenen Werke Anerkennung bei Menschen und bei Gott zu suchen. Sie agieren in babylonischer Religiosität, wie die Menschen von damals, die sich einen hohen Turm bauten, um sich einen Namen zu machen. Wie Pharisäer neigen sie dazu, ihre Selbstgerechtigkeit zur Schau zu tragen. Ihr Maßstab ist nicht Glaube und Gnade in der Abhängigkeit zu Gott, sondern die eigenen Kräfte und Fähigkeiten. Am Ende wollen sie ihr Werk von Gott absegnen lassen. Ganze Gemeinden haben sich hinreißen lassen, so zu agieren. Doch Christen, die aus dem Sabbat leben, sind Gefäße und Werkzeuge in Gottes Hand. In Hebr.4,9-10 lesen wir die  Verheißung dazu: Also bleibt noch eine Sabbatruhe dem Volk Gottes übrig. Denn wer in seine Ruhe eingegangen ist, der ist auch zur Ruhe gelangt von seinen Werken wie Gott von seinen eigenen. Wir müssen uns darauf konzentrieren, in diese Ruhe Gottes einzukehren, bzw. darauf achten, daß wir unsere christlichen Aktivitäten aus der Sabbatruhe heraus starten. Als Gott Adam und Eva erschaffen hatte, folgte unmittelbar danach der 7. Tag, der Sabbat, als Startpunkt für ihr Leben.

Zuviel wurde und wird in den Gemeinden aus eigener Kraft getan: aufwändige Programme, teure Aktionen, große Gebäude und starre Organisationsstrukturen, die kontrolliert werden. Dazu ist viel Geld und viele zahlende und arbeitende Mitglieder notwendig. Wenn die Sabbatjahre nicht gehalten werden, brennen die Leute aus. In den letzten Jahrzehnten hörte man, auch in gläubigen Kreisen, immer wieder Nachrichten von Pastoren, Mitarbeitern und Gemeindegliedern, die unter Burn-Out leiden. Leute, die als Vorbilder angesehen wurden, waren ausgebrannt, weil sie zu viel aus sich selbst heraus gearbeitet und investiert haben. Da kommt doch die Frage auf, welche Kräfte und Motive der Antrieb zu ihren Werken waren. Wer aus der Gnade Gottes und aus der Sabbatruhe heraus sich im Reich Gottes betätigt, wird nicht ausbrennen, behaupte ich. Ich selbst war schon 10 Jahre gläubig und als ernsthafter Christ bekannt, als Gott mir offenbarte, wie sehr ich in den Jahren zuvor bemüht war, aus eigener Kraft Gott zu dienen um Anerkennung und Wertschätzung zu bekommen – ich war kurz vor dem Burn Out. Ich konnte die Zeit Gottes und die Werke Gottes nicht abwarten und hatte selbst nach eigenen Kräften losgelegt. Gott mußte mich dringend aus dem religiösen Leistungsystem, in dem ich gefangen war, herausholen und mir eine eineinhalbjährige Sabbatzeit verordnen, damit ich wieder zur Ruhe kommen konnte. Jesus sagte seinen Jüngern wartet in Jerusalem, bis daß der Heilige Geist auf euch kommt, dann werdet ihr meine Zeugen sein (Apg.1,8). Auch Abraham, unser großes Glaubensvorbild, musste mehrere Jahrzehnte warten und erst dann, als er in die Ruhe gekommen war, empfing er den Sohn der Verheißung.

In Babylon konnte das Gottesvolk nicht mehr religiös aktiv sein, es gab keinen Tempel, kein Opfer. Sie mussten sich an die Gepflogenheiten der großen Stadt anpassen und ausharren, bis 70 Jahre Exil zum Ende kamen. Gott gab ihnen die Anweisung, das Wohl der Stadt zu suchen, in die Ruhe zu kommen. Der größte Teil des Volkes passte sich aber so sehr an, daß sie kein Verlangen mehr hatten, nach Jerusalem zurückzukehren. Es bestand die Gefahr, daß sie mehr und mehr auch der Sünden Babylons teilhaftig wurden und sich im babylonischen System auflösten. Als Mose aus eigener Kraft den Ägypter erschlagen hatte, um dem Volk zu helfen, musste er in die Wüste fliehen. Vierzig Jahre verbrachte er dort mit Schafehüten und dem Aufbau einer eigenen Familie. Fern ab von einem geistlichen Auftrag sollte er in der Ruhe der Wüste von den eigenen Ambitionen leer werden. Als das geschehen war und er nun das Volk aus Ägypten holen sollte, kostete es Gott viel Mühe, ihn zu motivieren. Doch als er bereit war, ging er aus der Sabbathruhe, im Auftrag und in der Kraft Gottes.
Wenn der kairos, der Zeitpunkt Gottes gekommen ist, dann wird Gott alles in Bewegung setzen, den Überrest seines Volkes in die vorbereiteten Werke zu bringen. Der Schritt aus der Ruhe in die volle Freiheit. Damals, wie heute wird Gott sie aus Babylon herausrufen, aus dem falschen antigöttlichen System, in dem sie noch gefangen sind. Vor mehr als 4000 Jahren sprach Gott zu Abraham: „Geh fort aus deinem Land …,  etwa 500 Jahre später sprach Er durch Mose zum Pharao: „Lass mein Volk ziehen …“,  weitere 1000 Jahre später sprach Gott 5 mal durch Jesaja und Jeremia in Babylon: „Geht aus ihr hinaus …“. Immer wieder muss Er zur rechten Zeit, sein eigenes Volk absondern, um es zu erhalten.
Auch heute erleben wir wieder, wie einzelne Jünger aus dem Gottesvolk den selben Ruf hören. Vor 1900 Jahren schrieb Johannes ihn nieder: „Und ich hörte eine andere Stimme aus dem Himmel sagen: Geht aus ihr hinaus, mein Volk, damit ihr nicht an ihren Sünden teilhabt und damit ihr nicht von ihren Plagen empfangt“ (Offb. 18,4). Ich bin übereugt, diese Prophetie erfüllt sich in unserer Zeit.

Babel, oder das babylonische System ist nicht nur eine Stadt oder ein Weltreich. Es ist auch nicht nur ein Symbol im Neuen Testament, sondern es ist eine Mentalität, mit der Gott nichts zu tun haben will. Diese Mentalität ist geprägt von der Sicherheit, die wir durch materielle Versorgung und durch den Einsatz menschlicher Stärke haben. Es ist auch das hochentwickelte menschliche System von Wirtschaftlichkeit, Gewinn- und Machtstreben. Es sagt: „ich bzw. wir wollen uns etwas aufbauen“. Das Merkmal des Systems ist eine effektive Struktur und eine hochkontrollierte Organisation, die von Menschen gemacht ist. In ihrem Zentrum steht der Mensch, der aus eigener Kraft und Anstrengung erstaunliche Dinge schafft und am Ende Gott nicht mehr braucht. Es ist der gute Mensch, der sich „den Himmel auf die Erde holt“, bzw. „den Turm zum Himmel baut“. Dabei ist zu beachten, daß es zuerst nicht um eine äußere Struktur (Raum, Stadt, Volk, Firma, Projekt etc.) geht, sondern um ein Denkschema eine Grundhaltung, die sich in uns eingenistet hat, bzw. einnisten will. Eine Mentalität, die in dieser Welt als völlig normal angesehen wird, aber aus Gottes Sicht unnormal und zerstörerisch ist. Im Römischen Reich, das mit Babylon vergleichbar ist, drang diese Mentalität tief in die frühe Kirche ein und hält sie seit dem besetzt. Jesus sagte zu den Menschen, die in der Provinz Palästina lebten: „Das Reich Gottes ist unter uns.“ Damit meinte er, daß sie zwar in einem ungöttlichen System lebten, aber daß das Reich Gottes wie ein Sauerteig das ungöttliche System durchsetzten wird. Doch schon nach dem Ableben der Apostel übergaben die Bischöfe die Autorität dem babylonischen Geist, der dann immer tiefer in die frühe Kirche eindrang.

Deshalb ruft Gott wieder: „Geht aus ihr hinaus“, mein Volk, damit ihr nicht an ihren Sünden teilhabt und damit ihr nicht von ihren Plagen empfangt“ (Offb. 18,4). Das „Hinausgehen“ ist die Veränderung unseres gesamten Denkens und Fühlens. In Röm. 12,2 lesen wir: „Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung des Sinnes …“. Wir sollen das „Denkschema“ dieser Welt verlassen und durch einen erneuerten Sinn von Gott verwandelt werden.  Das kann auch bedeuten, daß wir äußere Strukturen verlassen müssen, weil sie so stark dämonisiert sind, daß wir Schaden nehmen. So wie damals die Juden in Babylon schnell die Stadt verlassen mussten, bevor die Mächte sie gänzlich aufsaugen würden. Damals erging das Wort an das ganze Volk – heute ergeht es wieder an Jesu Jünger: „Geht hinaus aus ihr“. Jeder muss für sich von Gott hören und dann folgen. Die Worte in  Hebr. 4,7 sagen: „ … bestimmt er wieder einen Tag: ein „Heute“, und sagt durch David nach so langer Zeit, wie vorhin gesagt worden ist: „Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht…“

5.8.2014, Richard Schutty

 

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