Ohne Vision geht ein Volk zugrunde

Stärkung für den Weg

 Wenn keine Offenbarung da ist, verwildert ein Volk; aber wohl ihm, wenn es das Gesetz beachtet!

(Sprüche 29,18)

Was ist mit Vision gemeint ?

Das hebräische Wort für Offenbarung, bzw. Vision ist „châzôn, es bedeutet „Gesicht“ oder „Schau“. Gemeint ist ein prophetischer Einblick in die Dimension Gottes.  Es ist nicht einfach nur ein Traum über berufliche Karriere, Partnerschaft, Familie, Haus oder Weltreise, obwohl das alles gut sein kann. Es  geht mehr um eine von Gott durch den Heiligen Geist geschenkte Sicht für das Leben und für die Bestimmung in dieser Welt. Eine göttliche Vision, die mein  Leben in einen grösseren Zusammenhang mit dem Heilsplan Gottes und mit den anderen Menschen stellt.

Beim Durchsehen von 10 verschiedenen Bibelübersetzungen fand ich folgende Übersetzungen für dieses hebr. Wort: Offenbarung, prophetische Offenbarung, Prophetisches Wort, Weisung von Propheten, prophetische Vision, oder einfach Vision. Ich bevorzuge in dem Artikel das Wort Vision, weil es am griffigsten ist und aufzeigt, daß es um eine geistliche Gesamtschau geht. Wer eine Vision von Gott hat, muss deshalb aber nicht gleich ein Prophet sein. Da gibt es noch einen wichtigen Unterschied. Der Prophet (griech. prophetes, hebr. nabi) ist ein von Gott Berufener mit  einem konkreten Auftrag zur Verkündigung und Auslegung göttlicher Offenbarung und Wahrheit, die als Botschaft an einzelne Menschen, Gruppen oder Völker gerichtet ist. In meinem Artikel geht es jedoch mehr um den Empfänger solcher oder ähnlicher Botschaften und wie dieser mit der Botschaft umgehen kann.

Mit einfachen Worten ausgedrückt will uns der Text sagen: „Der Einzelne, wie die Gemeinschaft verwahrlosen, wenn sie keine klare Schau von Gott für ihr Leben haben“. Das gilt für den Einzelnen, sowie für die Ehe, jede Familie, ein Volk und einen Staat – und auch für jede Gemeinde: Ohne Vision haben sie keine Zukunft. Unser Leben braucht eine Richtung, die nicht aus unsereren eigenen Ideen stammt und auch nicht aus der Überlegung anderer Menschen. Denn wir Menschen sind „nur“ die Akteure in dem Weltgeschehen, wir brauchen die Sicht von jemandem, der den ganzen Überblick hat. Eine wahre Lebensvision kommt allein von Gott unserem Schöpfer. Er kennt uns genau und er hat einen wunderbaren Plan für jeden von uns. Um diesen Plan für das Leben geht es – und natürlich auch um dessen Umsetzung.

Wie teilt Gott uns seine Vision mit?  

Die Vision hängt immer mit einem großen Bild zusammen, das ich in meinem Inneren „sehe“. Zur Entstehung eines solchen Bildes kann es bei jedem auf unterschiedliche Weise kommen. Wichtig ist, daß es deutlich ist und sich in die Erinnerung eingegraben hat. Das kann durch einen einzigen Traum geschehen, den man festhält, oder es kann durch einen wiederkehrenden, gleichen Traum kommen, der sich in der Person verfestigt.  Es kann aber auch ein Bild sein, das bei Tag in Form einer Vision kam und sich in das Gedächtnis eingegraben hat. Oft ist es auch nur eine starke Ahnung, oder ein starker Wunsch, den man mit Worten genau benennen kann und ihn über Jahre hinweg festgehalten hat – so war es bei mir selbst. Mit meiner Bekehrung wußte ich zunächst, daß Gott  einen Plan für mein Leben hat, den wollte ich abholen. Ich verspürte dabei ein glühendes Verlangen mein Leben Gott zu geben, um den Plan zu erfüllen. Ich nährte und pflegte diesen Wunsch beständig durch viele dazu passende Bibeltexte und prophetische Worte, die ich von anderen bekam und brachte meine Gedanken immer wieder auf diesen Punkt. Zunächst war meine Vision ganz allgemein, ich konnte sie nur mit dem Wunsch zum Dienst für Gott beschrieben. Nach und nach konkretisierte sich die Vision durch bestimmte Bibeltexte, die eine Richtung zeigten. Erst nach einer langen Wüstenzeit wurde die Vision dann langsam zur praktischen Wirklichkeit.
In meinem Seminar zum Thema Vision, fordere ich deshalb die Teilnehmer heraus, ihre Vision mit Buntsiften auf ein großes Blatt Papier zu malen und keine Angst zu haben, das auszudrücken, was sich in ihnen geformt hat.

Wenn Gott zu uns spricht, dann verwendet er für seine Offenbarungen oft Bilder und Symbole. Uns stehen heute mehr Bücher der Bibel und zahlreiche gute Nachschlagewerke zur Verfügung, als den Menschen aus biblischen Zeiten, deshalb können wir viele Symbole leichter verstehen. Gott sprach zu Joseph sehr deutlich, indem er ihm zwei Träume gab. Darin enthalten, in einer starken Symbolik eingepackt, war die Vision für sein Leben. (1.Mose 35,7-11). Joseph´s Bestimmung sollte es sein, mit Ehre und Macht ausgestattet zu werden und ein Hirte und König für seine Brüder zu sein. Die Deutung der Symbole in seinen beiden Träumen war nicht schwer und erregte den Zorn seiner Angehörigen. Das wiederrum löste einen 15 Jahre dauernden, schmerzhaften Entwicklungsprozess aus, der notwendig war, damit Joseph seine Lebensvision erlangen konnte.  Auch Paulus hatte eine Vision für sein Leben; offensichtlich erhielt er diese nicht durch einen Traum oder durch ein Taggesicht und auch nicht durch Symbolik, sondern durch eine Wort- Offenbarung, die ein anderer Christ betreffs seiner Person bekam. Gott sprach zu Hananias über Paulus: „Denn dieser ist mir ein auserwähltes Werkzeug, meinen Namen zu tragen sowohl vor Nationen als auch vor Könige.“ Sicher hat Hananias diese Worte ausgesprochen und Saulus hatte sie in seiner 14- jährigen Vorbereitungszeit nicht vergessen, sondern genährt und gepflegt.

Man könnte jetzt die Zeugnisse zahlreicher Nachfolger Jesu aus jüngster Zeit oder auch Jahrhunderte zurück, aufführen, bei denen alle eine Vision für ihr Leben erhielten und diese durch viel Ausharren und Gebet umsetzen konnten. 

Wie reagieren wir angemessen auf eine Vision?  

Zunächst geht es darum, festen Glauben zu haben, daß Gott selbst einen Plan, bzw. eine Vision für unser Leben hat. Damit verbunden ist auch die Gewissheit, daß Er uns diese Vision auch mitteilen wird. Der aufmerksame Bibelleser hat keine Probleme das in Schriftstellen zu finden, z.B. diese:

„HERR, leite mich in deiner Gerechtigkeit um meiner Feinde willen; ebne vor mir deinen Weg.“ (Ps. 5,9) und „Habe deine Lust am HERRN, so wird er dir geben, was dein Herz begehrt. (Ps. 37,4) und „Denn wir sind sein Gebilde, in Christus Jesus geschaffen zu guten Werken, die Gott vorher bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen.“ (Eph.2,10)

Vielleicht hat Gott in der Vergangenheit schon oft klar geredet, aber man hat es nicht registriert. Im Gebet, in Gemeinschaft mit Gott wird Er es wieder bestätigen – erfahrungsgemäß wird Gott nicht müde darin. Dann ist es aber wichtig, daß wir die Offenbarung festhalten und sie pflegen, bis die Erfüllung kommt, egal, welche Prozesse wir durchmachen müssen und wie lange es dauert. Um dran zu bleiben, bis die Vision Wirklichkeit wird, ist Durchhaltevermögen nötig.  In längeren Wüstenzeiten, in denen nicht viel passiert und womöglich die fühlbare Gemeinschaft mit Gott fehlt, zeigt sich, wer durchhalten will. In solchen Zeiten wird die Beschaffenheit unseres Herzens offenbar. Das Volk Israel versagte damals in der Wüste – nur Kaleb und Josua gelangten ins verheißene Land, „weil ein anderer Geist in ihnen war“, sie hielten die Vision ganz fest. Alle Schwierigkeiten, die dem Visionssucher begegnen, will Gott benutzen, um damit den Charakter zu formen. Schließlich erfüllt Gott nur denen die Vision, die zur Heiligung bereit sind. Wir sehen, wie Abraham, der Vater des Glaubens, mehr als 20 Jahre durch prägende Prozesse ging, bis er bereit war Isaak zu empfangen.

Schließlich brauchen wir auch Ratgeber und Helfer, wenn es um die Realisierung der Vision geht. Joseph hatte im Gefängnis den Mundschenk als Helfer. Er erinnerte den Pharao an die Gabe Josephs (1.Mose 41, 12-14). Hananias war für Paulus ein erster „Ratgeber“ auf dem Wege zur Erfüllung seiner Vision und später half ihm Barnabas, als es um den Einstieg in den Dienst ging. Paulus war selbst auch ein hervorragender Mentor und Ratgeber. Er begleitete seinen geistlichen Sohn Timotheus und half ihm, seine Vision zu finden (siehe 1.Tim. 4,14: „Vernachlässige nicht die Gnadengabe in dir, die dir gegeben worden ist durch Weissagung“).

Ich wünsche jedem Nachfolger Jesu, daß er die Vision für sein Leben findet und ergreifen kann, denn dann wird sein Leben fruchtbar für Gott sein.

Richard Schutty

Die Bibeltexte sind aus der Elberfelder Bibel Übersetzung entnommen.

Wenn du “Stärkung auf dem Weg” als regelmäßigen Rundbrief erhalten möchtest, der alle 4 Wochen erscheint, dann kannst du dich auf der rechten Seite in die Liste eintragen, bzw. anmelden oder aber den RSS – feed nutzen. 

Leave a reply