Das Wesentliche im Christsein
„Und Jesus trat zu ihnen und redete mit ihnen und sprach: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden. Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie alles zu bewahren, was ich euch geboten habe! Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters.“ (Mt.28,18-20)
Das Wesentliche im Christsein ist unsere persönliche Nachfolge und Jüngerschaft. Erlöst von der sündhaften Natur und errettet aus der Welt durch Jesus Christus unseren Herrn, sind wir hineingestellt in einen neuen Lebensvollzug, wo es darum geht, dem Vorbild Jesu Christi nachzueifern.
Nie hätte ich am Anfang meines Glaubensweges gedacht, welche Veränderungen und welches Training noch auf mich warten würde. Nach meiner Bekehrung ging ich davon aus, dass das Wesentliche gelaufen sei, in dem der Durchbruch zu dem neuen Leben im Glauben an Gott geschehen war. Gut, dass mir damals niemand von den Schwierigkeiten und Herausforderungen erzählte, die dann während meiner fast 40-jährigen Nachfolge noch auf mich zukommen sollten – ich denke, ich wäre dann gleich wieder ausgestiegen. Gott ist eben der beste Pädagoge und Psychologe.
Ausgerüstet mit der Jubiläumsbibel nach Martin Luther von 1964 machte ich mich damals in der Baptistengemeinde daran, den neu gefundenen Glauben zu verstehen, geleitet durch das Wort „Darum, ist jemand in Christo, so ist er eine neue Kratur, das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden.“ Tatsächlich war diese Grundhaltung tief in mir, obwohl ich natürlich wußte, dass es einiges zu lernen gibt, angefangen mit der stillen Zeit und der Bibellese und anderen Dingen, die man als Babychrist dann in einer Gemeinde beigebracht bekommt. Jedenfalls war für mich das Gläubigsein damals gleichbedeutend mit Nachfolge und Jüngerschaft und keiner erzählte mir, dass eine grundlegende Veränderung der Persönlichkeit und ein Training in Jüngerschaft noch kommen müsste. So lebte ich als Christ, wie der Durchschnitt der Gemeinde und passte mich an die vorgegebenen Regeln an, mit den üblichen Problemen und Gefühlen. Tief in mir gab es aber eine Sehnsucht nach mehr, wofür ich in der Gemeinde keine Erfüllung fand. Heute weiß ich, dass Martin Luther die Bibelstelle einseitig übersetzt hatte, in den neuen Übersetzungen lautete der letzte Teil des Verses so: „Neues ist geworden“. Die Neuwerdung hatte nur begonnen, sie war ganz klein und suchte nach Entwicklung und Entfaltung in konkreter Jüngerschaft. Was mir aber zu Gute kam, war, die Hilfe eines älteren Bruders, der sich zwei Jahre um mein geistliches Wohl kümmerte. Dafür bin ich Gott sehr dankbar.
Etwa 1985 bekam ich ein Buch aus dem Verlag von Jugend mit einer Mission in die Hand „Jüngerschulung – Schritt um Schritt“ von Gary W. Kuhne. Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ich damals in einem feierlichen Gebetsakt, nach 10 Jahren Glaubensleben, mein Leben Jesus nocheinmal ganz bewußt anvertraute, mit der Bereitschaft alles zu tun, was er möchte und dort hinzugehen, wo er mich hinführt. Es war wie ein Gelöbnis, oder ein Bund, wie Abraham ihn mit Gott vollzog. Von der Lektüre angeregt suchte ich auch nach willigen Jüngern in meiner Gemeinde, die ich dann nach der Anweisung in dem Buch trainieren wollte. Es waren meine ersten zaghaften Versuche den großen Missionsbefahl Jesu „machet zu Jünger …“ auf eigene Faust umzusetzen. Durch den Widerstand der Gemeindeältesten gegen meine Aktivitäten und durch den Zerbruch der ersten zwei Jüngerbeziehungen sprach Gott zu mir sehr deutlich: „Lass dich zuerst selbst als Jünger trainieren, bevor du andere trainierst.“ Dadurch angeregt meldete ich mich als 35- Jähriger für eine 6- monatige Vollzeit-Jüngerschaftsschule (Crossroad) bei Jugend mit einer Mission an und hatte diese bis Ende 1989 mit meiner ganzen Familie absolviert. Zurück im Ruhrgebiet führte uns Gott in eine andere Gemeinde, wo ich sogleich in die Mitarbeit einer Jüngerschaftsschule für Berufstätige einsteigen konnte.
Heute blicke ich zurück auf viele einzelne Gläubige, denen ich helfen durfte in Jüngerschaft zu wachsen. Ich konnte mit Gottes Hilfe insgesamt 10 Schulen in öffentlichen und privaten Räumen mit kleinen Gruppen durchführen. Seit etwa sechs Jahren führe ich diese Schule auch online mit Einzelnen durch, zur Zeit sind 3 Personen damit beschäftigt.
Jeder Christ sollte sich aufrichtig die Frage stellen, inwieweit er dem großen Missionsbefehl Jesu „gehet hin und macht zu Jüngern“ in seinem Leben folgt. Das kann verschieden aussehen, wichtig ist aber, dass wir uns selbst in Jüngerschaft trainieren lassen und bereit sind, anderen die Staffel weiterzugeben. Das hat zunächst nicht viel mit der Gemeindezugehörigkeit zu tun, sondern ist eine ganz persönliche Angelegenheit, für deren Umsetzung man selbst verantwortlich ist. Wer bereit ist, diesem Befehl Jesu zu folgen, der bekommt mit Sicherheit eine Bestandsaufnahme seiner Situation und eine klare Anweisung durch den Heiligen Geist mitgeteilt.
Jesus rief seine Jünger in eine konkrete Nachfolge und wer ihm nachfolgte, der gehörte zu seinen Jüngern. Die Jünger der ersten drei Jahrhunderte folgten so radikal dem Beispiel Jesu, dass sie genau wie er bereit waren zu sterben. Auch heute noch ruft Jesus in diese Art der Nachfolge. Er meint damit nicht nur ein einfaches Christsein, in dem sich lediglich die Werte der Person ändern, sondern er meint damit die konkrete Jüngerschaft, die nur mit einer radikalen und vollen Hingabe an Jesus möglich ist. Als Christen haben wir den Auftrag von unserem Glauben Zeugnis zu geben und zu „evangelisieren“, wie man sagt, doch der große eigentliche Befehl, unter dem wir alle stehen, ist es, ein Jünger zu sein und anderen zu helfen echte Jünger zu werden.
Richard Schutty
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