Die neue Gemeinschaft

Stärkung für den Weg

„Die Menge derer aber, die gläubig geworden, war ein Herz und eine Seele; und auch nicht einer sagte, daß etwas von seiner Habe sein eigen sei, sondern es war ihnen alles gemeinsam.“ (Apg.4,32)

Die zwei großen Weltideologien der letzten Jahrhunderte, der Kommunismus und der Nationalsozialismus hatten das große Ziel, den neuen Menschen und die neue Gemeinschaft (Gesellschaft) zu schaffen. Sie scheiterten natürlich, weil es menschliche und auch dämonische Anstrengungen nach dem alten babylonischen Modell waren – das Chaos war vorprogrammiert. Der Mensch selbst wollte sich einen Namen machen und sich über Gott erheben. Heute will man mit der modernen Demokratie einen moderaten Mittelweg eingeschlagen, doch es geht dabei wieder um das alte Muster. Dieses Mal soll der neue Mensch aus den humanistischen Anstrengungen aller Völker hervorgehen. Es ist klar, daß auch dieser Weg scheitern wird. Es wird eine neue Gesellschaftsform geben, die in vielen Menschen neue Hoffnung aufflammen lässt, doch am Schluss wird sich zeigen, daß es die perfekte Plattform für den Antichristen ist, der seinen apokalyptischen Enzeitplan ausführen wird. Alle Anstrengungen des Menschen, die neue Gemeinschaft zu schaffen, werden scheitern, wenn Gott dabei außer acht bleibt.

1. Gott allein stiftet die neue und echte Gemeinschaft
Gott selbst ist daran interessiert, uns in eine neue Art der Gemeinschaft hineinzuführen und Jesus Christus ist dabei der Schlüssel. Er hat uns die Gemeinschaft des Heiligen Geistes gegeben, wo der Glaube und die gegenseitige Achtung regiert. Ihr Antrieb ist das Liebesgebot: „Du sollst Gott lieben und deinen Nächsten wie dich selbst.“ Diese neue Gemeinschaft ist übernatürlichen Ursprungs und atmet den Geist Gottes. In Apg. 4,32 lesen wir, wie sie zum ersten Mal vor ungefähr 2000 Jahren zum Durchbruch kam, als sie durch den Heiligen Geist geboren wurde. Leider wurde sie nach wenigen hundert Jahren von den kirchlichen Organisationen blockiert und wartet seit dem auf eine globale Wiederbelebung. Seit 600 Jahren leben wir in einer Zeit der schrittweisen Erneuerung der Gemeinde Jesu, die am Ende in die Wiederherstellung der echten Gemeinschaft der Glaubenden münden wird.
Die neue Gemeinschaft besteht aus verbindlichen Beziehungen, die zu einer wirklichen „Begegnung“ führen. Die normale Schutzdistanz ist abgebaut, Unsicherheit und Skepsis voreinander ist gewichen, da die vollkommene Liebe jede Furcht austreibt. Die Überwindung der eigenen Ich- Blockaden und die Erfahrung der Geborgenheit in der Gemeinschaft schafft tiefes Vertrauen zueinander. Im Neuen Testament wird diese Gemeinschaft „Koinonia“ genannt. Der griechische Wortstamm ist „koinos“ – es bedeutet „teilhaben, gemein, unrein, unheilig“. Der Einzelne in der Koinonia hat teil an allem, was die Anderen einbringen und bringt sich auch selbst ein (1.Kor.14,26). Dazu gehören materielle, personale und geistliche Gaben. In Jesus Christus sind sie ein Leib und einzeln Glieder voneinander (Röm.12, 5). Jeder gibt und bekommt, es ist echte Teilhaberschaft.
Die Teilhabe am Gemeinsamen, bezieht sich auch auf negative Dinge mit denen der Einzelne durch die anderen in Kontakt kommt. Jeder, der in der Gemeinschaft lebt, wird sich an ihr verunreinigen. Er ist nämlich nicht mehr „heilig“, im Sinne von abgesondert und nicht mehr einzig und unangetastet, sondern verunreinigt durch das Negative der Anderen, denn keiner ist ohne Sünde. Gott sei Dank ist uns Jesus den Weg der Verunreinigung in der „Gemeinschaft der Menschen“ vorausgegangen. Er wurde für uns zur Sünde, obwohl er sündlos war. In Phil. 2, 6-7 heißt es: „Aber er machte sich selbst zu nichts und nahm Knechtsgestalt an, indem er den Menschen gleich geworden ist, und der Gestalt nach wie ein Mensch befunden.“ In einer Vision wurde Petrus einst von Gott aufgefordert etwas zu essen, was den Juden unrein (koinos) ist. Er weigerte sich, da er ein frommer Jude sein wollte. Später, als die Gesandten des römischen Hauptmannes von Kapernaum kamen, verstand er das Anliegen Gottes – er sollte den unreinen Heiden das Evangelium bringen, damit sie an der Gemeinschaft der Heiligen teilhaben konnten (Apg.10,14-24).

2. Im Licht der Gemeinschaft mit Gott und den Anderen leben
In der neuen Gemeinschaft wird die Finsternis beseitigt und die Sünde bewältigt (1.Joh. 1,6-9). Jeder Einzelne, der Gemeinschaft mit Gott haben will, kann das nur im Licht. Er muss also die Finsternis preisgeben und seine Sünde, so sie ihm auch bewußt ist, vor Gott bekennen, dann ist nichts mehr Trennendes vorhanden. Gott kennt uns so gut, wie wir und andere uns nicht kennen. Er sieht auch das, was wir nicht sehen, weil es uns noch verborgen ist, doch ist er gnädig und hat Geduld mit uns. Er möchte, daß wir schrittweise tiefer ins Licht kommen, damit werden wir gemeinschaftsfähiger . Die selbe Geduld und Güte müssen wir auch untereinander haben, damit unser Nächster Vertrauen fassen kann und ermutigt wird, immer tiefer ins Licht zu kommen. Dabei bedenken wir die Worte Jesu: „Was aber siehst du den Splitter, der in deines Bruders Auge ist, den Balken aber in deinem Auge nimmst du nicht wahr?“ Die Psychologie kennt das „Johari- Fenster“, das vier Stufen der Bewußtheit beschreibt: 1) Für mich und für andere bekannt 2) für mich bekannt, für andere nicht 3) für andere bekannt, für mich nicht und 4) für mich und für Andere nicht bekannt. Wir können noch ein fünftes Segment hinzufügen: Für mich und für andere nicht bekannt, aber für Gott voll sichtbar. Gott sieht, daß wir alle Reinigung von Sünde brauchen, das sollte uns demütig und nachsichtig mit Anderen machen. Im ersten Schritt kommen wir ins Licht und bekennen unsere Sünde, um Gemeinschaft mit Gott zu haben. Im zweiten Schritt suchen wir die Gemeinschaft mit Anderen und sind bereit auch da im Licht zu sein, denn wir alle brauchen Vergebung von Gott und Vergebung von den Anderen.

3. Die Transformation in die neue Gemeinschaft
Einst lebten die Menschen in der vollkommenen Gemeinschaft mit Gott und den Mitmenschen. Dort im Paradies waren sie im Licht, die Sünde trennte sie nicht von Gott und von den Menschen. Diesen Zustand kann niemand zurückholen, aber er kann in der Nachfolge Jesu Christi wiederhergestellt werden. Als „letzter Adam“ wurde Jesus zum lebendigmachenden Geist für den neuen Menschen und für die neue Gemeinschaft (1.Kor. 15,45). So, wie das Hervorkommen des neuen Menschen nur durch Transformation geschieht, so wird auch die neue Gemeinschaft aus der radikalen Veränderung hervorgehen. Zuerst müssen die alten und falschen Verhaltensmuster erkannt und als Sünde bekannt werden. Sie sind fest in unserem Denken und Fühlen verankert und werden durch Schlüsselreize in ähnlichen Situationen abgerufen, der Mensch hat keine Macht über sie. Es sind vorgefertigte Muster, die wir am Modell der Familie und in anderen Gruppen gelernt haben. Wie eine kaputte Schallplatte, die in einer Rille hängenbleibt und die Musik ständig wiederholt, so ist der Mensch dazu verdammt, diese alten Muster zu wiederholen. Nur durch ein Eingriffen von Außen können die falschen Muster überwunden werden. In der Dreiecksbeziehung Gott – Ich – Du sind wir fähig aus dem Teufelskreis auszusteigen. Wenn wir uns gemeinsam dieser Aufgabe stellen, dann können wir mit Gottes Hilfe diese neue Art der Gemeinschaft formen. Zunächst wird es ein Schmelzprozess sein, in dem sich die alten Muster auflösen, dann aber beginnt eine kreative Formungsphase in Zusammenarbeit.

4. Die Praxis der neuen Gemeinschaft
Die Familie ist das ursprüngliche Modell der echten Gemeinschaft, das sich auf die Gemeinde Jesu übertragen lässt. Aber schon im 4. Jahrhundert verließ die Gemeinde die Familie und hielt Einzug in die Basilika. Damit verlor sie die lebendige Koinonia und glich sich der Welt an. Parallel zur Kirchen- geschichte gab es immer wieder Versuche, den Familiencharakter in die Gemeinde zurückzubringen.
Die Klöster des christlichen Abendlandes konnten den Mangel eine zeitlang ausgleichen. Trotz vieler Fehlentwicklungen und Verirrungen lebten sie verbindliche Gemeinschaft in der man füreinander Verantwortung übernahm. Die Klostergemeinschaften wurden oft zu wahren Inkubationszentren für innovatives Leben und Kreativität. Neben ihrer Missionstätigkeit wurden viele zu wissenschaftlichen Ausildungsstätten, Forschungszentren und zu Weiterbildungseinrichtungen für das Volk. Gewaltige Potenziale wurden für die damalige Gesellschaft freigesetzt, was zur Grundlage für unsere heutige Kunst, Kultur und Wissenschaft wurde. Im 17 Jhdt. gab es die Herrnhuter Brüdergemeine, die das Bild der neuen Gemeinschaft im Heiligen Geist vorbildlich gelebt hatte. Bis heute hat diese Gemeinschaft seine positiven Auswirkungen. Können wir auch heute einen solchen Weg gehen, in dem wir parallel zur Kirche und zur Gesellschaft echte Gemeinschaft kreieren?
Das Europa von heute arbeitet an der totalen Entfamilisierung der Gesellschaft. Widernatürliche und antigöttliche Formen des Zusammenlebens werden fovorisiert und zerstörerische Gesetze verfasst. Obwohl das eine völlig konträre Entwicklung ist, gibt es doch viele Strömungen im säkularen Bereich, die unbeirrt den Weg der Gemeinschaft ansteuern. Sie suchen nach alternativem Leben im Verband, quartieren sich in alten Schlössern und Burgen ein und praktizieren biologischen Anbau. Ich sehe da für uns Christen ein nachahmenswertes Beispiel, zur Wiederherstellung der Koinonia unter den Gläubigen. Es gibt viel zu wenig Modelle der Gemeinschaft, die das umsetzen, was die Bibel lehrt.

 

Richard Schutty

 

(Die Bibelstellen sind der Rev. Elberf. Übers. entnommen.)

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